Die goldene Nadel

HLDRLN-BTHVN-2020

Zwei Titanen in einen Ring, quadratisch!

Was passiert?

Zuerst einigen beide sich darauf, diese lächerlichen Schnüre zunichten, die einen Ring eckig begrenzen, und der allgemeine Raum vergrößert sich dramatisch. Einjede/r ist all-ein im Ring mit den Titanen; ungefragt, doch ringsum.

Jetzt aber Position finden, bitte. Chaos. Wo ist mein Zentrum? Der Mythos lebt.

Beethoven und Hölderlin brauchen einander nicht. Der jeweils eine ist sich selbst genug. Allein die Vorstellung, dass ein gesprochener Gesang Hölderlins zeitgleich ein Werk Beethovens betönt, kann die Befürchtung tosender Überfülle zweier Dichtheiten hervorrufen.

Und genau das wird ver-ge-sucht. Das Tosende an beider Gewalt und Dynamik, dieses vermeintlich Nonkompatible, transzendiert in ein neuartiges Klang- und Begriffserlebnis. Salopp gesagt: eine Sphäre höher.

Die rhythmischen Strukturen beider vertragen sich nämlich ausserordentlich gut. Es ist wie surfen bei gutem Wind, hohen Wellen und genügend Mut und Geschick. Aber dann halt in der Sprache zu Musik und Bild.

Sticht Numinoses, Göttliches und Rein-Individuelles wie eine goldene Nadel durch die Kunst, wie durch einen Ballon, und verlässt auf der gegenüberliegenden Stelle (Gegenwart), ohne Knall, des Universums sogenanntes, so geliebtes, „Ich“?

Dieses ‚Ich‘ im Universum ist aber = gleich dem Universum. Der Punkt im Raum ist der Raum, Punkt. Der eine Moment, jetzt, Zack, ist die Ewigkeit. Die Dissonanz ist Teil des Ganzen, und erst damit wird’s harmonisch.

Warum Hölderlin und Beethoven an einem Abend auf einer Bühne?

Also Bitte, das liegt doch auf der Hand. Geburtsjahr, Unbedingtheit zur Kunst, Wahrheit, Schönheit, Mythos, Strahlkraft …

Die Gründe, warum es nicht geschieht, sind fruchtbarer.

Denn der jeweils eine beansprucht jeweils alles.

Kann das gut gehen?

Ja. Es muss sein.


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