Mein Silbendoktor

Quelle/Link: YouTube Channel der Max Planck Society

zurück zur Liste

 

Eine Silbe

 

ist ein wahrer Nukleus der Sprache, im Text, im Gedanken, im Sprechen.

Wie sind Silben aufgebaut? Wie werden sie gesprochen? Welche Merkmale gehören den Silben, in welchen Gruppen, mit welchem phonetischen, gedanklichen und textlichen Resultat? In der

Fügung der Silben

 

zueinander, sowie in der Gestalt jeder einzeln Silbe in sich, offenbart sich ein weiterer Kosmos. Unser Sprechapparat ist so flink und präzise, wir verschwenden kaum Bewusstsein an die Formung unserer Laute; wir spielen dieses Instrument, wie ein(e) geübte(r) Musiker(in).

Aber es lohnt die Lupe.

Einen ausführlichen Überblick zur Silbe liefert Wikipedia. Auch zur IPA-Lautschrift, zur Linguistik und Phonetik und Phonologie, sowie weiterführend zur Syntax. Tiefer gehende Erkenntnisse und Forschungen sind im Internet recht einfach zu finden.

Bei Christian Lehmann sehr ausführlich die Phonetik und ihre Ränder,

auch in der Wikipedia: Interessantes zur Hierarchie der sonoren Laute,

von der Uni Ulm: Ausführliches zur Tonhöhenwahrnehmung,

und unter mediensprache.net Rhythmus und Sprache, Akzent, Ton und Pause aus etwas anderer Sicht.

usw.

 

Mich interessiert hauptsächlich zweierlei, erstens:

der Atem

 

Wegen der Pausen. Rhythmus besteht aus Pausen. Es gibt Gedankenpausen, Pausen zwischen Teilen und Pausen in der Monotonie. Und der artikulatorisch bedingte, und akustisch messbare Atemverschluss ist eine höherfrequente, in mehreren Lagen angewendete Fügung von Pausen in der Sprache.

Wo schließt (sich) der Atem? Wo, im temporalen Sinne von Momentort in der Schallwellensprache, und wo, im Sinne von Ort im Sprechapparat (Lippen, Glottis etc).

Zweitens, und dies ist die Folge aus erstens, verweist diese Frage (nach dem Ort des Objektes, hier der Atemverschluss) auf die Schere zwischen

Schrift und Laut

 

Keinem der geschriebenen Zeichen ist zu vertrauen in der Klangformung. Ein –er am Wortende von aber ist eine anderere Laut- und Klangfolge, als dieselbe Silbe im Wort Erde. Wie kann bewusst artikulierte Sprache beide Seiten bedienen? Die buchstabengenaue semantische Begriffswelt des Wortes, und seine fließend, aber millisekündlich erfassbare, phonetische Erschaffung, also die Versprachlichung des Textes?

Sowohl harte (stimmlose) Plosive wie t und p und k, als auch ihre stimmhaften Geschwister d und b und g verschließen den Atem, jeweils an anderem Ort im Sprechapparat.

Vor Vokalen einer Stammsilbe schließt sich der Atem, Worte wie Uhr, Abend, irr etc „knallen“ immer rein, können nicht an ihre Vorsilbe, auch steht diese im selben Wort, geschleift werden. Auf der Schule damals begegnete mir das Spielchen um Blumentopferde.

 

Mehrere Datenbanktabellen, 
gekoppelt durch Algorithmen, 
geben die Elemente der 
jeweiligen Lautgruppen 
per Buchstabe/Einzelklang/-Laut
in IPA-Code wieder.
Unten in grün die Auswahl, 
dazu Verlängerung [:] und
Glottsiverschluss vor 
Silbenanlautvokal [?]
Oben das Resultat in Dunkelrot.

 

 

 

 

 

 

Das O in Obst kann geschlossen-gespannt (hochdeutsch) oder, mehr oder weniger offen, im

Dialekt

 

artikuliert werden. Und, würde zum Laut s in Obst neben stimmhaft z und stimmlos s, auch die IPA-Lautvariante ​ʃ (Stuhl) erscheinen, hätten wir den Dialektraum Obscht,  (schwäbisch u.a.) mit erschlossen.

Wie offen oder gespannt das i von ins artikuliert wird, und wie das -ar von Zwar ans i von ins gebunden wird, und wie genau die stimmlosen -bst von Obst artikuliert werden, das ist

Feinschliff

 

Und wer einen solchen Feinschliff im Vers

Ach! der Menge gefällt, was auf den Marktplaz taugt,

anwendet, macht erst das sonore Spiel auf e-ä-a deutlich, und dann den Rhythmus der Plosive (4 x t, 2 x g, 1 x k , 1 x z/tz).

 

Für H-Feinschmecker:

 

ich beginne gar nicht erst mit Anagrammen und deren, durch die Lupe geschautes Gebäude.

 

zurück zur Liste