Mythos

zurück zur Liste

Seit Albträume in elektrischen Strömen gemessen und erklärt werden, je mehr uns die moderne Wissenschaft Ursachen und Wirkungen vorschreibt, desto deutlicher spürt ein seelenvoller Geist wie der Mensch, dass das nicht alles ist. Mythos ist eine Erscheinungsform der Welt, welche nicht mit der empirischen Wahrnehmung übereinstimmt und dennoch existiert. In der Wikipedia gibt es sehr ausführliche Informationen zum Begriff des Mythos.

Niemand muss an Scharlatanerie denken, auch wenn dies eine der beliebtesten Verschwörungsformeln der Mainstreammedien ist, wenn es um ‚Genius‘ oder ‚Begeisterung‘ geht. Denn der gespürte Zauber eines keimenden Samenkornes, das Wunder von Geburt und Liebe, egal welche Experimente und Studien den Menschen als mal vernunftgesteuert, mal affektbetont erklären, das alles wiegt nicht auf, was in unserem Geist abgehen kann, beim ersten Kuss, beim Tod der Liebsten, durch Feier und Rausch, durch Gebet und Kult geäussert. Ganz spannend in diesem Zusammenhang das Buch  ‚Mehr!‘, eine Philosophie des Geldes von Christoph Türcke. Denn Habgier schaltet wie keine andere Kraft die Moral gerne aus. Und ganz auf meiner Seite schreibt Kurt Hübner in Die Wahrheit des Mythos.

Begriffe wie Geld, Diamanten, Gold etc., aber auch Schönheit, Erfolg, Ansehen, neuerdings auch ‚Likes‘, das sind sich ins Mythische verschwimmende Ideale. Und deren Kontrapunkte, Gemeinsamkeit, Frieden und moralische Entscheidungen halten zwar immer noch die Welt zusammen, doch nicht sehr geschätzt.

Beethoven

Dass er sich mythischer Stoffe bediente, steht ausser Frage. Wie und wo genau er es macht, darüber kann ich wenig berichten. Hier müssen sich kompetentere Geister melden.

Hölderlin

Eine vernünftige Mythologie neben einer sinnlichen Philosophie im Rahmen von ästhetischen Ideen.

Zuerst werde ich hier von einer Idee sprechen, die so viel ich weiß, noch in keines Menschen Sinn gekommen ist – wir müßen eine neue Mythologie haben, diese Mythologie aber muß im Dienste der Ideen stehen, sie mus eine Mythologie der Vernunft werden. Ehe wir die Ideen ästhetisch d.h. mythologisch machen, haben sie für das Volk kein Interesse und umgekehrt ehe die Mythologie vernünftig ist, muß sich der Philosoph ihrer schämen. So müssen endlich aufgeklärte und Unaufgeklärte sich die Hand reichen, die Mythologie muß philosophisch werden, und das Volk vernünftig, und die Philosophie muß mythologisch werden, um die Philosophen sinnlich zu machen, dann herrscht ewige Einheit unter uns. Nimmer der verachtende Blik, nimmer das blinde Zittern des Volks vor seinen Weisen und Priestern, dann erst erwartet uns gleiche Ausbildung aller Kräfte, des Einzelnen sowohl als aller Individuen. Keine Kraft wird mehr unterdrükt werden, dann herrscht allgemeine Freiheit und Gleichheit der Geister! – Ein höherer Geist vom Himmel gesandt, muß diese neue Religion unter uns stiften, sie wird das lezte, gröste Werk der Menschheit seyn.

Hegel/Schelling/Hölderlin um 1796

 

 

zurück zur Liste