Januar 2018, mitten im Anfang vom Ende

In 2 Jahren feiern wir die 250sten Geburtstage von Ludwig van Beethoven und von Friedrich Hölderlin.

Es gibt (noch) kein Bühnenprogramm, welches beider Werk verbindet.

Der Schauspieler Michael Engelhardt (*1960) hat sich den beiden gewidmet und veröffentlicht hier seine Pläne und Vorhaben.

 

Über den Rhythmus verbinden sich die Gesänge Hölderlins mit der Sprache Beethovens.

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Grundgedanke

 

Hölderlin und Beethoven, Titanen gehören zusammen, oder sie geraten aneinander.

Beider Dramatik und Unbedingtheit, beider Zärtlichkeit;

Beethoven, das katholische Wunderkind aus dem Rheinland im höfischen Zynismus des bröckelnden Kaiserreiches;

Hölderlin, der pietistische Zögling, welcher (s)eine Sprache immer neu (er)findet;

der eine hört die Welt nicht mehr, der andere wird nicht verstanden.

Beide jeweils solitär, verschworen auf Wahrheit und Schönheit, sich schindend, kompromissarm, sehr irdisch im Leiden, begeistert am Werk. Visionäre par excellence sind sie, in Teilen anstrengend, in anderen himmelstürmend sphärisch, das Ganze aber jederzeit abgrundtief und schön. Sprache und Musik. Anschauung, Empfindung, große Bilder.

Hölderlin sprechen gilt als schwierig, ihn zu verstehen sogar mehr, Beethoven hat das auch. Beides Ikonen einer höchsten Kunst und Technik.

 

‚Der Geist vermittelt sich rhythmisch‘ ist ein Postulat beider.

 

Ausführung

 

Drei verschiedene Programme: Ein Hauskonzert, ein Kinoabend SOLO für Schauspieler und Projektionstechnik und ein ENSEMBLE-Abend mit MusikerInnen, und Beethoven.

 

Rhythmus

 

Das Dreieck Bild-Wort-Musik ist von zentraler Bedeutung im Gesamterlebnis. Verbindendes Strukturelement auf allen Ebenen: der Rhythmus. Die Gewichtung dieser drei zentralen Vermittlungsebenen ist je Programm unterschiedlich.

 

Kinoprogramm SOLO

 

Im Kinoprogramm SOLO wird Großes bewerkstelligt aus kleiner Technik,  mit Ton und Bild und schauspiereischer Präsenz und Präzision. Sie hierzu den separaten Eintrag HLDRLN – Sprache geht Kino.

 

Hauskonzert

 

Im Hauskonzert tritt die Projektion in den Hintergrund und die unverstärkte Rezitation hervor. Es gibt keine Projektion und keine Musik. Hölderlin pur, und gerne mit Gesprächen, Fragen, Wünschen. Erwünschte Zuschauerzahl: 30-50 Personen.

 

ENSEMBLE-Abend

 

Mehrere Kombinationen mit Werken Beethovens, teils in neuem Arrangement und Instrumentierung, sind in Arbeit. Ideen, Projekte, und  Aufträge sind willkommen.

 

Sprechen

 

Die Verse Hölderlins sind durchgearbeitet und artikuliert, dem Denkfluss entsprechend. Im besten Fall ist nichts mehr schwierig. Begleittexte und weitere Anschauungshilfen betten ein, geben Assoziationsimpulse, schaffen Sicherheit im großen Ganzen.

Hölderlin ist geistig durchdrungene Sprache. Sein Rhythmus ist auseinander- und wieder zusammen zu nehmen; zu jedem Moment wissend, wo das Nächste und wie Größeres und was das Ganze sei. Der Anspruch an eine bewusst metrische Führung der Rede liegt sehr hoch. Es ist Gesang aus der Sprache.

Die Gedanken, Bilder, Geschehnisse und Sinnzusammenhänge, die lautmalerischen und rhythmischen, die mal überraschenden und dann wieder lang verzogenen Schachtelkonstruktionen kommen leicht und richtig dramatisch, aber auch verrückt und neu helle über die Lippen, so dass einem Hören und Bild zulächelt.

 

Zeitplan

 

Das Jahr 2018 gehört der fortschreitenden Vorbereitung, Finanzierung, Öffentlichkeitsarbeit und Besetzung. Hauskonzerte sind ab Mitte 2018 buchbar.

Im Jahr 2019 werden die beiden Bühnen-Fassungen realisiert, geprobt und fertig gestellt.

Premierendatum ist voraussichtlich der 1. Februar 2020

Geboren wurde Friedrich Hölderlin am 20. März 1770 und Beethoven wurde am 17. Dezember des selben Jahres getauft.

 

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Zur Person

 

Michael Engelhardt spielt seit 1980 in deutschen Theatern, im Ausland und auf wandernden Bühnen; von der Schauspielschule Bochum über die Rote Grütze Berlin, die Besetzungsproben der Kampnagelfabrik Hamburg, im Theaterhof Priessenthal, im Theaterhaus Stuttgart, mit Miki Malör in Wien, Mensch Herrmann mit M.Lüttge und N.Kentrup, Produktionen mit Valentin Jeker am Schauspiel Bonn, Shakespeare mit Kurt Hübner, Ost-Revuen unter Peter Sodann, Proust mit Guy Cassiers auf den Berliner Festspielen, Herzbube deutsch beim Footsbarn Travelling Theatre, und Solo- sowie Ensemble-Produktionen am Theater Het Hof in Arnheim und an vielen weiteren Orten. Er realisiert Bühnenprojekte und Dokumentarvideos zu verschiedenen sozialen und kulturellen Anlässen.

Seit nunmehr 40 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit Hölderlin. Jetzt kommt’s ins Offene, Freunde!

Es sei wie in olympischer Zeit: Gesang der Sprache mit Tanz zu schlagendem Saitenspiel (Lyra) und blasendem Geröhre (Aulos) auf großer Bühne. Damals amphiteatralisches Ereignis, heute begeisterndes Event.

 

Hölderlin

 

Die Gesetze des Geistes aber seien metrisch, das fühle sich in der Sprache, sie werfe das Netz über den Geist, in dem gefangen, er das Göttliche aussprechen müsse, und so lange der Dichter noch den Versaccent suche und nicht vom Rhythmus fortgerissen werde, so lange habe seine Poesie noch keine Wahrheit, denn Poesie sei nicht das alberne sinnlose Reimen, an dem kein tieferer Geist Gefallen haben könne, sondern das sei Poesie: daß eben der Geist nur sich rhythmisch ausdrücken könne, daß nur im Rhythmus seine Sprache liege […]. (Aus:  Bettina von Arnim, ‚Die Günderode‘)

 

Beethoven

 

[…] was mich angeht, ja du lieber Himmel mein Reich ist in der Luft, wie der wind oft, so wirbeln die töne, so oft wirbelts auch in der Seele. (Beethoven an Graf Franz Brunsvik)

Es gehört Rhythmus des Geistes dazu, um Musik in ihrer Wesenheit zu fassen, sie gibt Ahnung, Inspiration himmlischer Wissenschaften, und was der Geist sinnlich von ihr empfindet, das ist die Verkörperung geistiger Erkenntniß. (Von Bettina von Arnim an Beethoven zugeschrieben, in: Goethes Briefwechsel mit einem Kinde)


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